»Wir halten nichts davon, Wildtieren Namen zu verpassen«
Vergangene Woche wurde in Namibia ein Elefantenbulle erlegt. Die Tierrechtsszene gab ihm den Namen "Voortrekker". Das Tier war Teil einer Herde, die mehrfach in menschliche Siedlungen eindrang. CIC und DJV fordern eine Versachlichung der Debatte im Umgang mit Mensch-Wildtier-Konflikten.
(Berlin, 05. Juli 2019) Die Erlegung eines Elefantenbullen, den Tierrechtler "Voortrekker" (dt. "Patriot") nennen, ruft internationale Proteste hervor. Was verschwiegen wird: Das namibische Umwelt- und Tourismusministerium hat den Elefanten zum Problemtier erklärt, weil er mehrfach zusammen mit anderen Elefanten in menschliche Siedlungen vordrang. Ein Jäger hat den Elefanten schließlich erlegt, um weitere Gefahren von Menschen abzuwenden. Die Tierrechtsszene ruft nun zu einem Tourismusboykott für Namibia auf. Der Internationale Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) in Deutschland und der Deutsche Jagdverband (DJV) fordern mehr Realitätsbewusstsein bei der Beurteilung von Mensch-Tier-Konflikten.
Nachdem es 1995 noch 7000 Elefanten gab, leben heute über 22.000 Elefanten in Namibia. Durch eine Dürre, die bereits drei Jahren andauert, nehmen Konflikte mit Elefanten zu, die auf der Suche nach Wasser in menschliche Siedlungen vordringen, diese zerstören und sogar Menschen töten. Rund 8.000 Euro nimmt die Kommune in der Erongo-Region durch die Erlegung des Tieres ein. Mit dem Geld werden die Schäden durch Elefanten kompensiert. Die lokale Bevölkerung profitiert zudem von den rund drei Tonnen Fleisch, eine willkommene Proteinquelle.
Das namibische Umwelt- und Tourismusministerium äußerte sich zur Erlegung des Elefanten mit den Worten: "Wir halten nichts davon, Wildtieren Namen zu geben. Namen für Wildtiere lösen eine emotionale Bindung an ein bestimmtes Tier aus und trüben das Urteilsvermögen in Fragen des Naturschutzes. Wir aber treffen Entscheidungen auf Grundlage bewährter Prinzipien, Richtlinien und Gesetze die dem Naturschutz dienen." Namibia gilt als eines der Länder Afrikas, die eine Vorbildfunktion für erfolgreichen Artenschutz haben.
Elefanten, Nashörner und Löwen profitieren in Namibia vom Grundsatz der nachhaltigen Nutzung von Wildtierbeständen, er ist Teil der namibischen Verfassung. Die Weltnaturschutzunion IUCN stellt fest: Jagd sorgt weltweit für mehr Toleranz, wenn es um das Zusammenleben mit Wildtieren geht, sie reduziert Mensch-Tier-Konflikte und Wilderei. Dort, wo der örtlichen Bevölkerung durch Wildtiere erhebliche Kosten durch Ernteschäden oder Verluste von Nutzvieh entstehen, sind Tötungen aus Rache und Wilderei weit verbreitet. Einnahmen aus Jagd bieten der lokalen Bevölkerung Anreize, Wildtiere zu schützen.