Waldumbau nicht auf dem Rücken des Wildes austragen
In einem 10-Punkte-Papier fordert der BUND den Umbau zu klimastabilen und naturnahen Wäldern. Der DJV begrüßt diese Forderung, mahnt aber an, dass der Waldumbau nicht auf dem Rücken des Wildes ausgetragen werden dürfe. Besonders auf großen Schadflächen oder in klassischen Monokulturen gehe es nicht ohne Schutzmaßnahmen.
(Berlin, 25. Juli 2019) Die Folgen vergangener Winterstürme und der zweite trockene Sommer rufen im Moment Besorgnis um den deutschen Wald hervor: In einem 10-Punkte-Papier fordert der BUND die deutsche Forstwirtschaft auf, zügig mit einem Waldumbau zu klimastabilen und naturnahen Wäldern zu beginnen. Der Deutsche Jagdverband (DJV) begrüßt den Vorstoß grundsätzlich, kritisiert jedoch die Forderungen zum Wildtiermanagement des BUND. "Wir warnen ausdrücklich davor, den Waldumbau auf dem Rücken des Wildes auszutragen", so Dr. Volker Böhning, Präsident des Deutschen Jagdverbandes. Eine verfehlte Personalpolitik der Forstverwaltungen dürfe nicht dazu führen, dass Probleme im aktuellen Waldbild dem Wild angeheftet werden. "Unser Credo ist ganz klar: 'Wald mit Wild'. Das geht auch in Zeiten des Umbaus zu klimastabilen Wäldern."
Wolle man die in Deutschland dominierenden Kiefer- und Fichtenmonokulturen mittelfristig in naturnahe Wälder verwandeln, könne man nicht allein auf Naturverjüngung setzen. "Unter Kiefer und Fichte bleibt es oft bei Kiefer und Fichte", so Böhning. Der DJV fordert den Vorbau mit klimastabilen, standortangepassten und heimischen Baumarten wie Buche, Eiche, Weißtanne und Ahorn. Diese sind allerdings besonders verbissgefährdet in den Frühjahrsmonaten. In dieser Zeit ist das Rehwild tragend oder zieht Kitze auf. Es gilt der Muttertierschutz beziehungsweise die Schonzeit. Das heißt: Das Gewehr ist keine Maßnahme gegen den Verbiss. Ohne Einzelschutzmaßnahmen, wie etwa Netzhüllen, und eine intensive Betreuung der Pflegeeingriffe kann ein Umbau zu naturnahen Wäldern nicht gelingen. Doch dazu muss in den Forstverwaltungen mehr Personal eingestellt werden.
Umbau zu naturnahen Wäldern bedeutet eine Veränderung zu stufig aufgebauten Beständen mit Bäumen unterschiedlichen Alters und mit Naturverjüngung auf großer Fläche. Diese Bewirtschaftungsform bietet dem Reh alles, was sein Herz beziehungsweise sein Pansen begehrt: Versteck und Nahrung auf engstem Raum. Eine Bejagung des „Weltmeisters im Unsichtbarmachen“, wie das Reh von Jägern genannt wird, wird dadurch zunehmend erschwert. „Anders als der BUND behauptet, kommen wir der gesetzlichen Aufgabe, artenreiche, gesunde und angepasste Wildbestände zu erhalten durchaus nach“, sagt Dr. Böhning. Die Streckenzahlen steigen jedenfalls seit Jahrzehnten.