Editorial: »Die Jäger in Berlin« 6/2025

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

die Jagdzeitenverordnung des Landes Berlin ist letztmalig im November 2020 geändert worden. Im Laufe des Jahres 2024 wurde der Auftrag behördenseitig erteilt, Anpassungen der Verordnung vorzulegen. Hier war der Anlass, die Bestrebungen im Umbau der Berliner Wälder in einen klimastabilen Mischwald zu unterstützen. In diesem Kontext gab es darüber hinaus die Frage zu prüfen, ob auch steigende Populationszahlen bei jagdbaren Wildtieren, die den invasiven Arten angehören bzw. den Ufer-/ Gewässerschutz durch entsprechenden Verbiss gefährden, ebenso Anlass sein sollten, die Verordnung anzupassen.

Bezüglich der uns dann zugeleiteten Änderungsvorschläge wurden wir um Stellungnahme gebeten, die wir Anfang Februar d. J. ausführlich erteilten. Zunächst begrüßten wir die im Entwurf angestrebte ganzjährige Bejagung der invasiven Arten Nutria und Waschbär, ergänzten mit dem Hinweis auch Marderhund und Mink ebenso zu behandeln. Außerdem wiesen wir darauf hin, dass gerade wegen der immensen Waschbär-Ausbreitung die Fallenjagd in den Fokus zu nehmen wäre.

Bei den Vorschlägen zur Neuregelung der Jagdzeiten beim Rehwild bemängelten wir die teilweise geplante Vorverlegung ab 01.04. bzw. die Verlängerung bis zum 31.01., da es hierzu auch etliche wissenschaftliche Untersuchungen gäbe. Ebenso teilten wir die Bestrebungen nicht, eine Jagdruhe vom 01.06. - 31.07. gesetzlich festzulegen. Hier unterstützen wir die individuellen und revierbezogenen Entscheidungen der Jagdreviere statt starrer Verordnung.

Nun waren wir sehr erstaunt, dass ohne weitere Abstimmungen oder Rücksprachen kürzlich die angestrebte Änderung der Jagdzeiten durch die Senatsverwaltung in Kraft gesetzt wurde.

Dabei freuen wir uns einerseits, dass nun die invasiven Arten Nutria und Waschbär entsprechend auch unserer Vorschläge eine ganzjährige Jagdzeit eingeräumt bekommen unter Beachtung des Elterntierschutzes, aber Marderhund und Mink fehlen perspektivisch weiterhin.

Bedauernd nehmen wir aber zur Kenntnis, dass bei den Jagdzeiten-Regelungen zum Rehwild keine Anpassungen in unserem Sinne erfolgten. Es bleibt abzuwarten, wie nun die Abschusszeiten in den Berliner Forsten, die diese Regelungen für sich favorisiert haben, auch in die Tat umgesetzt werden können und Erfolge bringen. Die zeitlichen Statistiken sollten hier ausgewertet werden. Wir werden dann gern einen Blick darauf werfen.

Es beschäftigen uns aktuell nicht nur neue Themen sondern alte Probleme treten in besonderem Ausmaß in Erscheinung. Hier ist die sich massiv ausbrechende Geflügelpest gemeint und die Zahl der erkrankten bzw. tot aufgefundenen Vögel erschreckt. Die Geflügelmastbetriebe in den betroffenen Gebieten sind verständlich in extremer Sorge, denn unter bestimmten Bedingungen ist die massenhafte Keulung der Tiere unausweichlich. Hoffen wir auf ein baldiges Abklingen der Seuche.

Wie im Rahmen des Koalitionsvertrages der neuen Regierung auch bezüglich des Waffenrechtes erwähnt, sollen vernünftige Neuregelungen mit klaren unmissverständlichen Auslegungen für die Verwaltungen in den Ländern erfolgen. Daher hat der DJV zum Auftakt der Evaluierung des Waffenrechts eine Stellungnahme mit fünf zentralen Themen und Forderungen an das Bundesinnenministerium übermittelt. Dabei geht es um mehr Augenmaß bei der Prüfung der Zuverlässigkeit, keine Begrenzung der Langwaffenanzahl durch die Hintertür, integrierte Nachtzielgeräte legalisieren, klare Regelungen für Waffenschränke mit Schlüssel und Ausnahmen von Messerverboten für Jäger. Um höchstmöglichen positiven Druck und einheitliches Agieren zu gewährleisten, agieren DJV, Deutscher Schützenbund (DSB) und der Bundesverband zivile Legalwaffen (BZL) gemeinsam durch enge Abstimmung. Es bleibt abzuwarten, wie die nötigen politischen und parlamentarischen Abstimmungen verlaufen werden. Es dürfte noch ein sicherlich mit Dornen versehener Weg vor uns liegen, bis hoffentlich ein vertretbares Waffengesetz vorliegt.

Spannend bleibt die weitere Entwicklung beim Wolf nach den EU-Entscheidungen. Immerhin hat kürzlich die Bundesregierung endlich für Wölfe in der kontinentalen biogeographischen Region Deutschlands den günstigen Erhaltungszustand an die EU-Kommission gemeldet. Nun muss jetzt ein aktives Bestandsmanagement kommen, das über ein reines Reaktionsmanagement nach Nutztierrissen hinausgeht. Auch dazu steht etwas im Koalitionsvertrag. Seien wir auch hier auf das neue Jahr gespannt.

Schon jetzt wünsche ich Ihnen und Ihren Familien und Freunden alles Gute, bleiben Sie gesund und bewahren wir uns in diesen auch weltweit bewegten Zeiten unseren nötigen Optimismus für die Zukunft.

 

Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident des LJV Berlin