Editorial: »Die Jäger in Berlin« 6/2020
Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,
seit Mitte September des Jahres beschäftigen uns die beinahe täglichen Mitteilungen über das Auffindungen von Wildschweinen, die mit der afrikanischen Schweinepest (ASP) infiziert waren und daran gestorben sind. Fast alle vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigten Fälle beziehen sich auf Kadaverfunde, die bei der Entdeckung teils schon sehr stark verwest waren. Daraus ergibt sich, dass es nicht erst seit Mitte September erkrankte Tiere auf Brandenburger Gebiet nahe der polnischen Grenze geben kann, sondern die für Wild- und Hausschweine tödliche Krankheit schon einige Wochen vorher in Deutschland „angekommen“ sein muss.
Über die weitere Entwicklung und Verbreitung dieser hoch ansteckenden aber für uns Menschen sowie andere Tiere ungefährlichen Tierseuche auf deutschem Gebiet lässt sich nur mutmaßen, seriöse Prognosen sind schwerlich möglich.
Viel hängt vom Verhalten der Menschen ab, sei es bei der Verbreitung durch achtlos in die Landschaft weggeworfene Speisereste, die mit ASP-Viren infiziert waren und die Wildschweine sich dann durch das Aufnehmen anstecken oder sei es durch bereits infizierte Wildschweine, die aus den bisher bekannten Infektionszonen in andere Gebiete vordringen und dort weitere Schweine anstecken.
Beide Verbreitungsrisiken müssen weitgehend unterbunden werden. Im ersten Falle muss an die Menschen appelliert werden, sich korrekt zu verhalten. Im zweiten Falle sind andere Vorsichtsmaßnahmen und Handlungsweisen erforderlich, die grundsätzlich bekannt sind wie z. B. Einzäunungen der entsprechenden Zonen etc., die aber auch „Wildschwein gerecht“ sein müssen, also ein Durchkommen verhindern. Zäune aus dünnen Bändchen verdienen diesen Namen nicht und sind wirkungslos.
Die Handlungsweisen der beiden zuerst betroffenen Gemeinden zeigte, dass es an gemeinsam abgesprochenen und koordinierten Aktivitäten bedenklich mangelte. Solange keine über zentrale Krisenstäbe abgestimmte Regelungen ermöglicht und getroffen werden, muss man schon besorgt sein und hier eine zu weit gehende föderalistische Ausrichtung in Frage stellen. Wenn die Bundesministerien auf die Länderhoheit und die Länder auf die Stadt-, Kreis- bzw. Gemeindehoheit verweisen – müssen – könnten extreme Krisen unbeherrschbar werden, was nicht passieren darf.
Neben der ASP wütet die Corona-Pandemie weiter und verstärkt, was unser Leben in vielfacher Weise verändert und Gemeinschaftsleben einschränkt, um den Virus an seiner Verbreitung zu hindern und so die Erkrankungsquote zu verringern. Viele jagdliche Veranstaltungen müssen daher aus notwendiger Vernunft abgesagt werden, was nun leider auch die jährlich jetzt in dieser Zeit veranstalteten beliebten Hubertusmessen trifft.
Aber auch jagdliche Aktivitäten in unterschiedlicher Form sind betroffen. Aus Sicherheitsgründen werden z.B. Drückjagden eingeschränkt und teilweise dabei Hunde und Treiber reduziert. Mögliche Konsequenzen könnten eingeschränkte Jagderfolge sein, die gerade bei der Wildschweinbejagung aus ASP-Gründen nicht geringer ausfallen sollen. Über entsprechende Kompensationsmöglichkeiten muss dann punktuell nachgedacht werden. Leider trifft es aktuell auch die Jagdausbildung, wenn unserem Jagd-Nachwuchs nicht im nötigen Maße die praktische Ausbildung geboten werden kann.
Nicht zu vergessen: Es geht auch einiges in Bezug auf die Jagdethik verloren, wenn es aktuell kein Jagdstreckenlegen gibt und den dort aufgereihten Kreaturen nicht nochmal mit Ehrfurcht und Dankbarkeit begegnet werden kann.
Hier wie auch in den übrigen Bereichen des Lebens müssen wir einen aufkommenden Mangel an persönlichen Kontakten miteinander zu kompensieren versuchen. Es darf keine Entfremdung entstehen, die das gegenseitige Verständnis der Menschen negativ beeinflusst. Die modernen Kommunikationsmöglichkeiten helfen, aber ersetzen nicht alles. Denken wir auch an unsere Jagdfreundinnen und Jagdfreunde in höherem Alter, die nicht mehr so mobil sein können. Nehmen wir Kontakt auf, rufen wir an und vergessen sie nicht, denn sie haben den Errungenschaften der heutigen Zeit den Weg bereitet.
Da das Jahr bald zu Ende geht, wünsche ich Ihnen trotz aller nötigen Einschränkungen nach frohen und gesegneten Festtagen ein erfolgreiches und vor allem gesundes Neues Jahr.
Weidmannsheil und bleiben Sie gesund
Ihr Detlef Zacharias
Präsident