Editorial: »Die Jäger in Berlin« 6/2016

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

vor einigen Tagen erschien im Berliner Abendblatt ein Artikel unter dem Titel „Die Rückkehr der Wölfe“ mit einem Untertitel, dass in den Wäldern um Berlin die ersten Wolfs-Rudel gesichtet wurden. So weit so gut. Aber dann konnte man einiges weiterlesen, dass äußerst grenzwertig erscheint. Ich zitiere: „Todesursache Nummer 1 bei den Wölfen ist der Verkehr – und der Mensch. Gerade in Brandenburg werden Wölfe als Jagdtrophäen abgeknallt. Die Köpfe lagern möglicherweise in irgendwelchen Kellern. In bestimmten Kreisen gelten die drei S: Schießen, Schaufeln, Schweigen“  vermutet Sven Kühlmann. 

Auf die unsachliche und polemische Wortwahl will ich jetzt erst einmal nicht weiter eingehen aber darauf aufmerksam machen, dass Sven Kühlmann als sog. NABU Wolfsbotschafter agiert sowie Mitarbeiter im Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) ist und als Wildtierforscher bezeichnet wird.  

 

Wir, der Landesjagdverband Berlin, als Naturschutzverband können nicht verstehen, wie ein Mitglied eines anderen doch populären Naturschutzverbandes, wie es der NABU ist, derartige Behauptungen aufstellt und verbreitet, die jeglicher wissenschaftlichen Grundlage und Beweisen entbehren, ja letztlich die Jägerschaft pauschal kriminalisiert. Ich hoffe sehr, dass NABU-Verantwortliche diesen Vorgang und solche Art der Publikation überdenken und daraus Konsequenzen mit korrigierender Berichterstattung ziehen. 

Es wäre sehr zu bedauern, wenn die auf anderen Gebieten durchaus erfolgreiche Zusammenarbeit beider Naturschutzverbände an der breiten Basis oder in anderen Gremien durch derartige Vorgänge ins Wanken geraten würde. Im Übrigen kann ich mir auch nicht vorstellen, dass das angesehene Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) gerne im Zusammenhang mit solcher unwissenschaftlicher Berichterstattung in Zusammenhang gebracht wird. 

 

In der Waffengesetzgebung haben wir durch ein Urteil eines Richters, der bekanntlich in anderem Zusammenhang zu urteilen hatte, aber dabei ohne zuständig zu sein über halbautomatische Waffen „richtete“, viele turbulente Wochen hinter uns. Nach aufwändigem Agieren der Verbände konnte eine Änderung des Bundesjagdgesetzes erreicht werden, die nach der Zustimmung durch den Bundesrat vor einigen Tagen wieder für Rechtssicherheit sorgt. Damit ist der Weg für ein baldiges Inkrafttreten der Neuregelung zur Verwendung von Selbstladebüchsen bei der Jagd frei. 

Leider war bei diesem ganzen Gerangel die schon über 2 Jahren erarbeitete und mit allen Verbänden und Fraktionen abgestimmte Novellierung des Bundesjagdgesetzes mit den ursprünglich beabsichtigten bundeseinheitlichen Regelungen zur Jagdmunition, zur Jägerausbildung und zum Schießübungsnachweis nicht mit aufgenommen worden. Hier war leider der Bayerische Ministerpräsident Seehofer nicht unbeteiligt, der aus nicht sachlichen Gründen im vermeintlichen Eigeninteresse auch hier Blockadepolitik betrieb und so nicht nur seinen Bayerischen Jägern einen Bärendienst erwies. Ob es zu diesem Komplex noch in dieser Legislaturperiode zu einer positiven Entscheidung kommt, steht leider in den Sternen. Im negativen Falle würden dann die Würfel in ferner Zeit völlig neu fallen und wie, das ist heute nicht kalkulierbar. Aber es geschehen ja immer mal wieder Wunder, also bleiben wir optimistisch.

 

Beim Blick in die nahe Zukunft wird bewusst, dass wir schon wieder mitten im letzten Quartal des Jahres angekommen sind. Daher möchte ich Ihnen schon jetzt für die bald beginnende Adventszeit – auch im Namen des gesamten Vorstands – alles Gute wünschen. Verleben Sie eine schöne Zeit im Kreise der Familien und möge jetzt noch so mancher Jagd-erfolg zum Fest für einen wunderbaren, gesunden und schmackhaften Wildbraten sorgen. Gesegnete Weihnachten für Sie mit Ihren Familien und kommen Sie gut ins Neue Jahr.

 

Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident