Editorial: »Die Jäger in Berlin« 5/2025

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

neben dem Wechsel der aktuellen Schwerpunkt-Themen rund um die Jagd erleben wir seit einigen Jahren konstant die Befassung mit Problemen bezüglich der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und der Wolfs-Thematik. Diese beiden Themen nehmen einen breiten Informations- und Diskussionsraum ein, national wie auch international. Hierbei spielen ganz unterschiedliche Konsequenzen und daraus resultierende Entscheidungen eine Rolle.

Welche Dimension die Wolfsfrage hat, zeigte sich in den letzten Monaten im Be- reich des Europäischen Parlaments, das der Änderung des Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene zugestimmt hat, nachdem eine größere Anzahl von Staaten wegen der hohen Wolfsdichte und der Folgeschäden interveniert hatte und dann Abstimmungen herbeigeführt wurden. Daher soll der Wolf künftig in der FFH-Richtlinie von Anhang IV (streng geschützt) auf Anhang V (geschützt) reduziert werden. Sofern der „günstige Erhaltungszustand“ im Staat/ Regionen festgestellt und bestätigt wird, ist entsprecht angepasstes Wolfsmanagements durchführbar.

Hier werden speziell in Deutschland derzeit weiter kontroverse Auslegungen je nach Interessenrichtung der beteiligten Ministerien verfolgt. Bisher fehlt leider noch die einheitliche Basis nach sachlich und fachlich dominierter Auslegung. So werden statt der momentanen Wolfsbestandszahlen weiter veraltete Daten aus 2022/2023 zu benutzen. Das führt dazu, dass bezüglich des „günstigen Erhaltungszustands“ in den Bundesländern dies nicht gegenüber der EU zu bestätigt sondern der Zustand als noch „unbekannt“ in der Pflichtmeldung für Deutschland tituliert. Es zeigt, in den politischen Gremien im Bund und auch in den Bundesländern sind dazu eindeutige Aktivitäten nötig, um eine Klärung nunmehr herbeizuführen und kurzfristig handlungsfähig im Sinne eines vernünftigen Wolfsmanagements zu werden. Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung findet das Thema ja auch Erwähnung.

Die Afrikanische Schweinepest wird leider nicht gänzlich verschwinden, aber die Ausbreitungsdynamik in Deutschland hat sich verlangsamt und regional verlagert. Dennoch ist immer weiter hohe Aufmerksamkeit geboten und Sicherheitsmaßnahmen nötig, da die Vergangenheit zeigte, dass Ausbrüche oft mit menschlichem Fehlverhalten einhergingen. So sind die Ausbrüche in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz nach den virologischen Untersuchungen wohl im Zusammenhang mit Krankheitsfällen in Italien zu sehen im Unterschied zu den Fällen im Bereich Brandenburg, Sachsen und Polen.

Künftig werden uns weitere Themen immer mehr beschäftigen, denken wir an die massive Ausbreitung diverser invasiver Tierarten und der einhergehenden diversen Schädigungen, die dadurch entstehen.

Der Waschbär ist hier zunächst besonders zu nennen, da wir direkt „vor unserer Haustür“ im Land Berlin und speziell bemerkbar in den befriedeten Bereichen steigende Probleme durch die rasanten Zuwächse der Waschbären erleben. Das betrifft uns aber nicht nur regional sondern fast bundesweit sind die massiven negativen Auswirkungen von Waschbären durch Prädation anderer Arten, so bei besonders streng geschützten Spezies im Bereich der Amphibien, Reptilien und Singvögel. Ebenso sind auch Zerstörungen und Verwüstungen in den Decken und Dachböden von Häusern etc. nicht mehr dauerhaft tolerierbar.

Bei der voranschreitenden Nähe von Waschbären zur Bevölkerung könnten durch die mögliche Gefahr der Übertragung von Krankheiten künftig noch weitere Probleme entstehen, wie im Beitrag hier ab Seite 5 erläutert wird.

Die invasive Nutria hat ihr Vorkommen innerhalb von 10 Jahren verdoppelt und bundesweit melden bereits über ein Drittel der Jagdreviere ein Vorkommen, wo- bei besonders Nordrhein-Westfalen aber auch Niedersachsen und Sachsen-Anhalt

betroffen sind. In den Städten Bremen und Hamburg ist die Situation noch dramatischer. Auch hier muss ohne Verzögerung gehandelt werden, um negative Folgen für den Hochwasser- und Artenschutz zu verhindern, da die Nager Flussufer und Deiche untergraben und Schilfgürtel als wichtige Kinderstuben für Vögel, Fische oder Amphibien vernichten. Die Politik ist gefordert, sich zur Fangjagd im Sinne der nötigen Biodiversität und des Naturschutzes im Ganzen zu bekennen.

Darüber hinaus sind aktuell z. B. noch Goldschakal und Nilgans wegen ihrer rasanten Ausbreitung sowie der auslösenden Probleme zu erwähnen und der Druck bezüglich des Handelns nimmt zu.

Die Diskussionen müssen und werden zu führen sein. Aber zum sachgerechten und ehrlichen Tierschutz gehört es, bestimmte Tierarten – was übrigens auch für die Flora gilt – zum Wohle der Natur und Erhalt der Biodiversität zu managen. Endlose und verzögernde Streitgespräche und Egoismen etc. dienen niemandem und am wenigsten der geliebten Natur in Gänze. Das mögen sich alle Akteure unterschiedlicher Richtungen auf ihre Fahnen schreiben.

 

Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident des LJV Berlin