Editorial: »Die Jäger in Berlin« 5/2021

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

Betrachtet man die Wahlprogramme der bisher im Bundestag vertretenen Parteien, so finden sich Aussagen zur Jagd nicht sehr offensichtlich und in wenigen Fällen meist nur globale Aussagen, die im Grunde größtenteils das Ziel von Einschränkungen oder Verboten bedeuten. Dennoch haben aber bekanntlich einige Parteien sehr konkrete und weitreichende Vorstellungen bezüglich der Jagd- und der Waffengesetzgebung, die bereits in den politischen Aktivitäten in den Länderparlamenten sowie auch im Bundestag bzw. im Bundesrat teils recht konsequent verfolgt werden. In diesen Fällen sind ideologische Anschauungen die steuernde Triebfeder. Das wird aber bemerkenswerterweise nicht im Wahlprogramm erwähnt. Ist es ein Spiegelbild der Bedeutung der Jagd für die Parteien, dieses Themenfeld quasi auszusparen oder ist es bewusstes Agieren, um hier die Diskussion gegenüber der Partei nicht zu entfachen?

 

Was wissen wir?
Bei einigen Parteien wird im Wahlprogramm lediglich über den Wald philosophiert mit wiederum globalen Aussagen, dass

  • ein multifunktionaler Forst geschaffen werden soll, ergänzt um den Hinweis auf die Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion der Wälder, oder
  • die Wälder dem Klimawandel angepasst werden sollen und mit der Stichwortkombination Klimaschutz und Biodiversität, oder
  • die Waldbewirtschaftung der Wälder Rücksicht auf Belange des Arten- und Naturschutzes zu nehmen hat, oder
  • naturnahe Waldbewirtschaftung und weit mehr Fläche als Urwald gefordert werden, sowie einmal offen
  • Wald vor Wild.

 

Was kennen wir?
Neben dem verfahrenen Wald-Wild-Streit ist es die kontroverse Diskussion um den Wolf mit einem Interessenspektrum zwischen totalem Vollschutz oder Management mit Abschussregelungen z. B. bei sog. Problemwölfen oder Bestandsbegrenzungen.

Die Bestrebungen zu weiteren Waffenregulierungen bis hin zur Anzahlbegrenzung des Waffenbesitzes. Der Wille zur Kürzung der bisherigen Jagdzeiten sowie gänzliche Verbote der Bejagung z. B. des Fuchses aber andererseits die „Ausrottung“ des Wildes im Wald zu dessen „Rettung“.

Außerdem weitreichende Einschränkungen bei der Jagdpacht, Verbote bezüglich der Jagdtrophäen, Jagdverbote in Naturschutzgebieten, die wiederum überproportional erweitert werden sollen sowie Aktivitäten, die die bestehenden Eigentumsrechte bezüglich Grund und Boden und der Nutzung z. B. durch die Jagd tangieren.

 

Was ist zu tun?
Die Teilnahme an den Wahlen ist grundsätzlich nicht in Frage zu stellen, sondern als unumgänglich anzusehen. Allerdings wird es keine politische Gruppierung geben, die in allen Belangen den eigenen Wünschen entsprechen kann. Dies dürfte nicht mal gänzlich für die eigene Interessenlage bezüglich Jagd und Waffen bei jedem möglich sein, darüber hinaus kommen die vielen übrigen Themen wie Wirtschafts-, Finanz-, Sozial-, Innen-, Außenpolitik usw. noch hinzu, die nur teilweise passen werden.

Außerdem wird es nach den aktuellen Prognosen unumgänglich sein, dass mindestens 2 bis zu 4 unterschiedliche Parteien nötig sein werden, die Regierungen im Bund und im Land Berlin bilden zu können.

Dieses Faktum macht eine Wahlentscheidung noch schwieriger, da man im Voraus nicht wissen kann, welche der mit unterschiedlichen Zielen angetretenen Parteien dann eine Koalition bilden werden.

 

Daher sei humorvoll an das Sprichwort „Das geringere Übel zu wählen“ erinnert und dem entsprochen bei der Wahlentscheidung ein Auswahlprinzip anzuwenden und zu überlegen, welche Parteien grundsätzlich gar nicht in Betracht kommen können. Dann bleibt sicherlich noch etwas übrig, um dort die eigenen Kreuzchen anzubringen und so diese Parteien zu stärken gegen die gar nicht in Betracht kommenden Gruppierungen.

Seien wir gespannt auf die Ergebnisse und hoffen wir darauf, dass sie stabile Regierungen ermöglichen.

 

Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Freunden alles Gute, bleiben Sie gesund.

 

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