Editorial: »Die Jäger in Berlin« 5/2020

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

„nur gemeinsam sind wir stark“ oder mit anderen Worten „Alleine ist man stark, gemeinsam unschlagbar“. Das kennen wir sicherlich doch alle und oft handeln wir bewusst oder instinktiv entsprechend. Aber leider greifen diese Erkenntnis doch nicht immer und überall.

 

Betrachten wir z. B. die folgende Geschichte:

Für die sog. „kleine“ Novelle des Bundesjagdgesetzes, die nun schon mehrfach in den letzten Jahren im Bundestag behandelt aber aus „politisch-taktischen“ Gründen jeweils kurz vor dem Ziel gestoppt wurde, wird aktuell mit nun noch gewissen Ergänzungen ein erneuter Versuch unternommen. So sind im Wesentlichen weiterhin relativ unstreitig die Themen Schießübungsnachweis, die Vereinheitlichung bezüglich der Jägerausbildung und die Bleiminimierung in der Munition. Neu hinzu kam jetzt aber die Wild-Wald-Thematik, die bekanntlich allerdings noch sehr divergent betrachtet wird.

 

Aber unabhängig davon meldet sich jetzt der Bundesverband Deutscher Berufsjäger (BDB) und verlangt in einem Positionspapier den „Jagdschein auf Probe“. Begründet wird diese Forderung mit der Behauptung, in den Jagdschulen würde die Ausbildung ohne die nötige Praxis vermittelt werden, was nun abzustellen sei. Damit werden die Jagdschulen in Deutschland zunächst in einen Topf geworfen und die Ausbildung der Prüfungs-Absolventen pauschal in Misskredit gebracht, statt für spezielle Kursformen, die in kurzem und kompaktem Zeitraum lehren z. B. zu hinterfragen, ob die Teilnehmer bereits praktische Vorbildungen vorweisen können und speziell noch den theoretischen Schliff brauchen.

 

Der BDB stellt stattdessen einen Anforderungskatalog auf, wonach in Folge der Jägerprüfung in einer 3-jährigen Probezeit jedes Jahr – mindestens 20 Seminarstunden mit Themenschwerpunkten ausgiebig bei Waldbau und -ökologie etc. besucht werden müssen. „Ob diese Seminare dann von BDB-Mitgliedern, „immerhin“ ca. 0,2 % der ca. 400.000 starken Jägerschaft in Deutschland, ausgerichtet sein müssen?“ fragte ein sarkastischer Kritiker.

Warum unterstützen diese Fachleute, die sie ja sein müssten, nicht den seit Jahren angestrebten Weg der Schaffung eines bundeseinheitlichen Ausbildungsrahmenplans mit Festsetzung der Lerninhalte und der Lernziele? Damit würde doch eine vernünftige und einheitliche Basis geschaffen, die in der Ausbildung auch genügend praktische Ausbildungsteile wie z. B. Reviergänge mit den Ausbildern, Anwesenheit bei Drückjagden und vor allem bei der „Nacharbeit“, d. h. Versorgung des Wildes, Aufbrechen usw. enthalten soll. Darauf aufbauend können die Jungjägerinnen und Jungjäger nach der Prüfung in den privaten Revieren oder bei den stattlichen Forsten das Gelernte in der Praxis vertiefen, was auch mehr gefördert werden muss.

 

Ist es zielführend, jetzt einen seit langem bestehenden grundsätzlichen Konsens bezüglich der Änderungen der Jagdausbildung durch ein solches Positionspapier in Frage zu stellen und hier neue Diskussionen zu schüren?

Wäre es nicht effektiver, sich in dem aktuell so strittigen Thema Wald-Wild mit eigenen Erfahrungen aus der Berufsjägerschaft einzubringen und positiv einzuwirken?

 

Sicherlich gäbe es auch von dieser Seite fundierte Antworten, ob es wirklich die Lösung für unseren schlechter gewordenen Waldzustand wäre, in der Zukunft dort das Wild zu eliminieren? Wo liegen die Ursachen, dass ca. 2,5 % unserer Waldflächen in den nächsten Jahren aufgeforstet werden müssen? Erleben wir im Rahmen von Klimaveränderungen vielleicht verstärkte Probleme auch durch viel Monokulturwaldanteil? Wie kann erreicht werden, dass der Wildverbiss in Aufforstungsflächen – mit Unterstützung der Jagd natürlich – minimal gehalten werden könnte und vor allem, was ist zukunftsorientiert die richtige Artenmischung für den künftigen Waldaufbau?

Wo wie der Mensch und die Erde den Wald und die Natur braucht, so hat auch das Wild ein Anrecht auf ein ausgewogenes Dasein und zudem ist das Wild für den Menschen auch Lieferant eines der gesündesten Lebensmittel.

 

Nun schließt sich der Kreis, wenn man auf der Homepage des BDB liest: „Gemeinsamkeit macht stark“. Wie wahr, möge danach gehandelt werden.

 

Weidmannsheil und bleiben Sie gesund
Ihr Detlef Zacharias
Präsident

 

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