Editorial: »Die Jäger in Berlin« 4/2022
Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,
sicherlich liegt es vielfach im Wandel der Zeit begründet, dass sich Handlungsweisen und Regularien ändern können. Manchmal mag auch der Umgang miteinander davon betroffen sein oder Umgangsformen sollen „modernisiert“ werden, wie es manchmal begründet wird.
Bis vor Jahren galt ein per Handschlag begründeter Vertrag oder eine derartige Abmachung uneingeschränkt bis zur Erfüllung, war so viel wert wie im Laufe der Zeit der schriftlich fixierte Kontrakt. Es war Ehrensache und mehr, eine getroffene mündliche Übereinkunft einzuhalten. Diese frühere Handlungsweise änderte sich dann immer mehr hin zur Schriftform, um juristisch gesprochen die Beweiskraft belegen zu können und kurze, leicht verständliche Texte wurden dann immer umfangreicher, wir erleben es sicherlich inzwischen alle im Alltag.
Der Wandel der Zeit hat nicht nur umfangreiche Vertragsunterlagen hervorgebracht, sondern wohl auch manche Menschen stark verändert. Das Vertrauen auf die Vertragstreue und zu den beteiligten Akteuren leidet natürlich nachhaltig, wenn trotz schriftlicher Abmachung mit Rückbestätigung eine Abmachung nicht eingehalten wird.
Das haben wir leider wegen einer geplanten LJV-Veranstaltung kürzlich erfahren müssen. Bekanntlich wollten wir nach der Corona-bedingten Unterbrechung Anfang Juli des Jahres unseren im Jahre 2018 aus der Taufe gehobenen Berlin Ladies Shooting Day wieder veranstalten und hatten bereits im Januar 2022 die Terminplanung fixiert und Aktivitäten entsprechend eingeleitet. Kürzlich anlässlich eines zufälligen Anrufes beim betreffenden Schützenklub teilte man uns ganz nebenbei mit, dass wir den zugesagten Trappstand nicht nutzen könnten. Ein folgendes gezieltes Gespräch mit dem zuständigen Vorsitzenden verlief ernüchternd, da weder die frühere schriftliche Zusage noch Lösungswille eine Rolle spielten. Unser Hinweis, eine Absage würde ggf. bei den Jägerinnen und Jägern negativ aufgenommen werden, gipfelte in der Antwort „Wir könnten es ruhig in der Bildzeitung publizieren“ und so degradierte sich der Gesprächspartner äußerst nachhaltig, um es höflich zu formulieren.
Sind das zielführende neue „Normalitäten“ hier im Umgang zusammen gehöriger Bereiche, denn Jagd, Waffen, Munition, Schießstände, Schützenvereine usw. stehen vor gemeinsamen gewaltigen Anforderungen? Man denke z. B. an sich anbahnende Gesetzesänderungen. Wir können nur in Einheit etwas zum Wohle aller Beteiligten erreichen, für Egoismen und Alleingänge ist kein Platz mehr. Die aktuellen Themenschwerpunkte haben sich nun durch den andauernden Krieg – so nah wie seit Ende des zweiten Weltkrieges noch nie in unserem Bereich – teils dramatisch verändert. Die Probleme daraus entstehender Knappheiten und noch anhaltender weltweiter Lieferschwierigkeiten wegen Corona könnten die Verhandlungs- und Gesprächsbereitschaft mit der Politik verengen, wenn es um jagd- und waffenrechtliche Themen gehen wird. Nur die Geschlossenheit in den eigenen Reihen mag hier ein Äquivalent mit Chance auf die Durchsetzung unserer Ziele bieten, soweit die Politik zunächst andere Interessenlagen hat.
Der Geschlossenheit bedarf es besonders zu der aktuell aus dem umliegenden Ausland schnell zu uns hineingetragenen Diskussion über die sog. Trophäen- und Auslandsjagd. Verunglimpfungen und eindeutige Falschmeldungen werden als Stimmungsmache in einer Richtung verbreitet. Unsinnige Verbote stehen im Raum, weil die Debatte global ohne korrekte Erklärung der Begrifflichkeiten und der bestehenden Gesetze zum Schutz der gesamten Natur und der Tierwelt geführt wird. Von europäischer Seite z. B. suggeriert man über die Köpfe der Afrikaner hinweg Fehlverhalten und Verstöße gegen den Artenschutz und unterstellt fälschlich die Ausrottung geschützter Tierarten.
Hier zeigt sich die Dimension der weitreichenden Aktivitäten letztlich gegen die gesamte Jagd. Die Akteure scheuen weder sachlich falsche Behauptungen noch Unterstellungen, aber die Diskussion mit den Betroffenen wird verweigert (s. Seite 17). Wenn wir uns nicht nachhaltig einen, ist die Partie verloren.
Gern weise ich abschließend auf eine Petition zur Erhaltung der Jagd hin, die die FACE (Europäischer Verband für die Jagd und Wildtiererhaltung) gestartet hat, mit der Bitte sich daran zu beteiligen (Link: -https://signforhunting.com/de/).
Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident