Editorial: »Die Jäger in Berlin« 4/2018

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

gerät die Welt – zumindest hier für Deutschland betrachtet – in einigen Bereichen aus den Fugen? Diese Frage stelle ich mir jedenfalls bei speziellen aktuellen Ereignissen wie folgt. 

 

Im Zusammenhang mit veganen Lebensansichten und Verhaltensweisen ist zu lesen – und das nicht zum 1. April – von den Bestrebungen, die Fleischfresser in der Tierwelt genetisch auf vegane Ernährung umzuprogrammieren. Nicht nur der Philosoph David Pearce forscht hier dem Vernehmen nach im Auftrag von ideologischen sog. Tierrechtsgruppen. Dass diese Aktivitäten allen Ernstes bestehen, untermauert schon die Tatsache, dass Katzenfreunde ihre Lieblinge mit in manchen Regalen bereits zu findender veganer Nahrung füttern sollen. 

Seit Millionen Jahren gibt es Lebensformen auf der Erde und „Fressen und gefressen werden“ ist keine Spielart von heute sondern ein natürlicher Prozess. Wenn sich in unserer Gesellschaft einige Menschen finden, die keine Nahrungsmittel wie Eier, Käse, Honig oder Fleisch als Nahrung für sich verwenden wollen, so entscheiden diese über ihre eigenen Lebensgewohnheiten, ihre Gesundheit und ggf. ihre Mangelerscheinungen selbst. 

Aber es ist in keiner Weise akzeptabel, dass die Tierrechtslobby oder andere meinen, über alle Menschen und deren Lebensweise dirigistisch und radikal zu herrschen. Es ist unstreitig, dass die menschliche Entwicklung und die vieler Tierarten auf pflanzlicher und/oder dazu tierischer Nahrung beruht. Über die jeweilige Mengenverteilung speziell bei uns Menschen in der Überflussgesellschaft lässt es sich wohl trefflich diskutieren und dies steht auch jeweils im Zusammenhang mit der persönlichen körperlichen Lebensweise. Aber nun noch den Schritt weiter zu gehen und als Mensch nicht nur gedanklich so in die Tierwelt eingreifen zu wollen, ist m.E. schon sehr grenzwertig. Dies wird von den Aktivisten damit begründet, dass für die Tierrechte gekämpft werden müsse und kein empfindungsfähiges Tier leiden solle.

Dann stellt sich wohl auch bald die Frage, ob es noch zu verantworten sei, dass Mensch und Tier sich an der vielschichtigen Flora vergreifen dürfen und Pflanzen zur eigenen Ernährung „ernten und zerstören“. 

 

Wenn über den Wolf diskutiert wird, hört man vielfach immer wieder bereits „verbrauchte“ Vorschläge wie „Zäune“ als die Lösung. Erstens will man doch wohl allen Ernstes nicht die gesamte Landschaft „verzäunen“ und andererseits steht dem berechtigt die Naturschutzgesetzgebung sowie Deichordnung entgegen. Wer Biodiversität und Artenvielfalt ehrlich will, die kostspieligen aber sinnvollen Wildbrücken unterstützt, der muss sich der Frage stellen, wieviel Wolf – es geht nicht um die Zeit vor 100 Jahren!! – verträgt unsere heutige Kulturlandschaft. Wir sollten nicht warten, bis etwas zwischen Wolf und Mensch passiert, um dann entsetzt aufzuwachen. Der Wolf ist kein Schoßhund und wird es nie sein. 

 

Kürzlich beim Bundesjägertag in Bremen wurde nochmal verdeutlicht, dass der Wolf statt ins Naturschutzrecht ins Jagdrecht gehört – mit ganzjähriger Schonzeit, denn wir wollen ihn nicht im üblichen Sinne jagen. Nur dann wird das notwendige Wolfsmanagement mit der ggf. erforderlichen Regulierung in den richtigen und vor allem berechtigten Händen, nämlich denen der Jäger liegen. Dafür sind nur Jäger prädestiniert, denn sie sind flächendeckend vertreten, haben die nötige Ortskenntnis, die richtige Ausrüstung und Ausbildung. Alles andere wie etwa empfohlene, separate Eingreiftruppen in unseren Revieren wären ein inakzeptabler Eingriff in das Eigentumsrecht und die Jagdpacht. Nur wenn der Jagdausübungsberechtigte notwendige Managementmaßnahmen nicht umsetzen kann oder möchte, sollten auf dessen Wunsch Behörden eingreifen können und eine Regelung initiieren. 

Möge auch beim Wolf Vernunft und Sachkenntnis vor Ideologie siegen.

 

 

Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident

 

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