Editorial: »Die Jäger in Berlin« 3/2025

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

bisweilen hat man das Gefühl, wenn Probleme zu lösen sind und über Änderungslösungen nachzudenken wäre, wird vielfach und vordringlich nach den Gründen gesucht, die darlegen sollen, dass es eigentlich keine Lösungsansätze gebe. Da werden dann schon mal wissenschaftliche Untersuchungen herbei gebracht oder erstellt, die andere Denkansätze als nicht praktikabel belegen sollen. Wäre es nicht viel sinnvoller, nach neuen, weiter führenden Lösungen zu forschen und dazu die vorhandenen Ressourcen einzusetzen? Das ist doch die wahrhaftige und dringlichere Aufgabe der Wissenschaft und ggf. der Auftraggeber der Forschungen etc. statt ein Status Quo als Nonplusultra manifestieren zu wollen und andere Gedanken im Keim zu ersticken.

Nehmen wir doch das latent steigende Problem der Verbreitung der Waschbären und der rasant wachsenden Bestandszahlen, die speziell in den großen urbanen Bereichen auffällig werden, weil hier unterschiedliche gravierende Schäden zu verzeichnen sind. Diese unstrittig invasiven Spezies greifen einerseits in ihrem Umfeld wie umfänglich nachgewiesen in die Artenvielfalt ein und z.B. streng geschützte Amphibienbestände werden nahezu ausgelöscht. Oder denken wir an die immensen Schäden in menschlich genutzten Räumlichkeiten, seien es z. B. Deckenisolierungen in gewerblichen Häusern wie Arztpraxen, Krankenhäusern etc. oder das Unwesen in vielen privaten oder gewerblichen Dachböden usw.

Das Einschreiten und der Gedanke an eine Bestandsreduzierung oder die Vertreibung aus den genannten gravierendsten Bereichen durch Fangen/Töten in jagdlicher Ausübung wird gleich als nicht zielführend abgetan mit einigen immer wieder hervorgebrachten Argumenten – unterlegt durch alte Gutachten mit teils fehlinterpretierten Ergebnissen.

Zielführender ist es doch, die Problemstellung tiefer zu analysieren, dann auf verschiedenen Wegen neue Lösungen zu suchen, um ggf. individuelle erfolgversprechende Eingriffsmöglichkeiten zu erforschen und dann einzusetzen. Unstrittig ist die Jagd nicht als einziges Mittel einer Lösung zu sehen. Ausrotten lässt sich diese invasive Tierart sicherlich nicht. Aber im Einklang mit diversen anderen Maßnahmen, je nach Örtlichkeit mit unterschiedlichen Schwerpunkten weiterer Mittel, ggf. mehr oder weniger Jagdmaßnahmen sind ein Denkansatz. Sinnbildlich weiter die Hände in den Schoß zu legen und auf Radioeinsatz als Störmittel zu verweisen, geht nicht mehr. Der als Einheit zu betrachtende Schutz der gesamten Fauna und Flora fordert alle beteiligten Gruppen, sinnvoll aber nicht nur einseitig tätig zu werden. Auch die Amphibien hier im Beispiel haben wir zu verteidigen.

Als Landesjagdverband Berlin entschieden wir daher kürzlich, mit dazu beizutragen, einen „Runden Tisch“ zum Thema „Wie weiter mit dem Waschbär“ ins Leben zu rufen, wie auf Seite 11 kurz beschrieben. Dabei sind Argumente zu sammeln, Ideen hervorzulocken und ganz neue Wege, die auch die fortschreitende Künstliche Intelligenz eröffnet, zu finden. Wie in der Wirtschaft, wo Stillstand gleich Rückschritt bedeutet, so könnte auch im übertragenden Sinne „Stillstand beim Natur- und Tierschutz“ die Schäden vergrößern, was verhindert werden muss.

Kürzlich wurde die Polizeiliche Kriminalstatistik 2024 veröffentlicht. Ohne hier auf die unterschiedlichen Zahlen eingehen zu wollen, erzürnt nun aber eines: Weshalb wird weiter trotz der jahrelangen Aufforderungen keine Unterscheidung zwischen legalen und illegalen Schusswaffen vorgenommen und lediglich eine Gesamtzahl dieser Straftaten genannt? Es ist kein statistischer Aufwand sondern hier wird politische Blockade stur durchgesetzt. Mit welcher Begründung oder welchem Hintergedanken tut man so etwas? Fürchtet man die Tatsache, dass sonst falsche Entscheidungen deutlich sichtbar werden? So kann es nicht mehr weitergehen!!!

Abschließend sei hier noch an die Jahreshauptversammlung des LJV erinnert – siehe Einladung auf Seite 2 – und besonders auf die turnusgemäß stattfindenden Vorstandswahlen hingewiesen. Beteiligen Sie sich an den Wahlen und nutzen Sie Ihr Wahlrecht.

In diesem Sinne freue ich mich, Sie am 15. Mai d. J. bei der Jahreshauptversammlung begrüßen zu dürfen.
Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Freunden alles Gute, bleiben Sie gesund und genießen Sie jetzt die Frühlingszeit mit der nach Tradition nun aufgegangenen Bockjagd.

 

Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident