Editorial: »Die Jäger in Berlin« 3/2024

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

 

die Redewendung „Gut gemeint ist nicht gut gemacht“ kennen wir und Kurt Tucholsky wird eine spezielle Version „Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.“ nachgesagt.

 

Nun erleben wir hier aktuell die vielleicht gut gemeinten Initiativen, die Fauna in fernen Ländern wie beispielsweise in Afrika aus dem Blickwinkel der tierliebenden Stadtmenschen retten zu sollen. So denkt man jetzt hier, es sei nötig die Tierbestände und Arten in der Ferne wären mehr zu schützen und dies erreichte man am besten durch ein generelles Einfuhrverbot von sogenannten Jagdtrophäen.

 

Wer sich mit den tatsächlichen Verhältnissen in Afrika beschäftigt, erkennt schnell die sehr kontraproduktiven Folgen derartiger Entscheidungen, denn das führt eher zu gravierenden Problemen für die Tierwelt und Bevölkerung, wenn u. a. die Großwildjagd mangels Beachtung der entscheidenden Fakten massiv verunglimpft wird. Wenn diese Jagd unterbleiben würde mit den entsprechend fließenden Geldern, obsiegt stattdessen ggf. die Wilderei, mangels möglicher Gegenmaßnahmen und die Tierwelt nimmt Schaden, zumal auch die Bevölkerung wegen Bedrohungen sowie Verwüstungen in der Landwirtschaft keine Rücksicht nimmt und zur unkontrollierten Selbsthilfe greift.

 

Wir können aber doch bezüglich Tierschutz beruhigt sein, weil die weltweit klaren gesetzlichen Regelungen bezüglich der Jagd und speziell des Schutzes der im Bestand gefährdeten Tierarten gemäß Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) auch den afrikanischen Behörden und Akteuren bestens bekannt sind.

Leider wird hier versucht, über die Köpfe der Afrikaner hinweg zu agieren und deren starke Empörung mit dem Eindruck eines hiesigen Neokolonialismus und quasi Bevormundung wird verständlich. Näheres hierzu auch im folgenden Artikel „Der Elefant im Raum“.

 

Der Rückkehrer Wolf erfreut sich auch gut gemeinter Aktivitäten unter dem Blickwinkel, er hätte „früher“ doch hier sein Dasein gehabt. Das war aber zu Zeiten, als die Besiedlung mit Bewirtschaftung der Natur und Urbanisierung durch den Menschen, in keinem Verhältnis zur heutigen Situation zu betrachten ist. Erinnern wir daran, dass um 1800 eine Milliarde und aktuell über acht Milliarden Menschen auf der Erde leben mit all den dazu gehörenden Aktivitäten. Wollen wir Wolf, Bär und Co. ein Leben wie vor 200 Jahren bieten, dann müssten wir unsere Ernährung, das Wohnen, die Freizeitgestaltung etc. sowie unsere Anzahl der damaligen Zeit anpassen. Also wollen wir Menschen auch hier so bleiben, geht das nur in Koexistenz auch mit Wolf und Co. Das heißt, wir müssen wegen der regionalen Gegebenheiten z. B. nötiger Nutztierhaltung etc. Anpassungen bei der gebietsweisen Anzahl finden und respektieren. Daher ist ein Management mit Hilfe der Jagd unabdingbar, die das einzig im gesetzlichen Rahmen umsetzen könnte.

 

Der Zugang invasiver Arten in Fauna und Flora durch die weltumspannenden Aktivitäten brachte u. a. auch Waschbären aus Nordamerika in unsere Umgebung. Der sehr putzige, kluge, sich unserer Umwelt bestens anpassende allesfressende Kleinbär hat hier keine natürlichen Feinde, die Verbreitung steigt daher rasant. Einige wohl gut gemeinte Betriebsamkeiten eigentlich der Natur nahestehender Kreise meinen, dieses hübsche Tier solle sich hier unangetastet ausleben dürfen, verurteilen oder verhindern Aktivitäten zur Regulierung. Dabei wird gedanklich verdrängt, dass Waschbären massiv in unsere Fauna eingreifen und erhebliche Mengen der auf der roten Liste als streng geschützte weil im Bestand stark gefährdete Amphibienarten vernichten. Soll hier weiter eingeschränkter Naturschutz in Form einseitiger Tierliebe zu Lasten des globalen gesamten Naturschutzes zugelassen sein?

 

Diese Beispiele zeigen sicher schon, dass grundsätzlich auch beim Natur- und Tierschutz ein übergreifendes, vernetztes Denken und entsprechendes Agieren unbedingt nötig ist, um die richtigen, der heutigen Umwelt und den Lebensbedingungen der hiesigen Menschen gerecht werdende Entscheidungen zu treffen und nicht einseitigen Gedanken oder idiologischen Strömungen zu erliegen – zum Wohle unserer Natur in Koexistenz mit der Bevölkerungssituation!

 

Ihnen und Ihren Familien und Freunden alles Gute, bleiben Sie schön gesund und bewahren wir uns unseren Optimismus für die Zukunft.

 

 

 

 

Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident

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