Editorial: »Die Jäger in Berlin« 2/2022
Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,
wie hatte sich doch schon Mark Twain über die Politik geäußert „Tatsachen muss man kennen, bevor man sie verdreht.“
Nun stellt sich die Frage, ob bei allen Diskussionen und der Verbreitung von Standpunkten immer Tatsachen die Basis dazu bilden bzw. diese auch beachtet werden.
Betrachten wir das Thema Wolf und beispielsweise den Umgang mit den aktuellen Wolfszahlen, der Vermehrung und Ausbreitung. Gern werden hier die Zahlen des Bundesumweltministeriums (BMUV) genannt und benutzt, die oft schon etwas älter sind, aktuell hätten wir in Deutschland z. B. 157 bestätigte Rudel, 27 Paare und 19 territoriale Einzeltiere im Monitoringjahr 2020/2021.
Jetzt schon weit im 1. Quartal 2022 ist das nicht ganz superfrisch, wenn wir dann noch den unbestrittenen Wolfspopulationsfaktor von 1,3 berücksichtigen. Aber interessant ist auch die Zählweise. Jeder „Normalbürger“ könnte sich fragen, wieviel Wölfe sind denn hier nun als absolute Zahl gemeint im Vergleich zu anderen Ländern, die bekanntlich jeweils eine Gesamtzahl an Wölfen angeben.
Ein Rudel kann 5 bis 10 Wölfe haben, da helfen die Angaben der BMUV-Daten vielleicht einigen Insidern bei einer experimentellen Errechnung. Wenn dann die hohen Bestandszahlen allein aus Brandenburg, die auf separaten Zählungen beruhen, dagegen gerechnet werden, wird es noch mysteriöser mit der hypothetischen Anzahl aus den Rudelangaben des BMUV.
Es erinnert mich an die Methodik im Verkauf, wenn der Kilopreis in Euro „optisch“ für den Verbraucher dem Händler zu hoch erscheint, dann gibt man eben den Preis für 100g an und ganz klein am Schild steht der Kilopreis natürlich auch, ist ja gesetzliche Vorgabe. Das kennen wir doch wohl alle.
So ist natürlich die Stimmung unserer durch Wolfsrisse in Existenznot geratenen Schaf- und anderer Weidetierhalter etc. nicht zu verbessern aber in der sog. öffentlichen Meinung bleibt die verständliche Liebe zum „heimgekehrten“ Wolf um so größer und beschleunigt ggf. die Spendenbereitschaft für Wolfspatenschaften besser.
Wenn es darum geht, die Jagd grundsätzlich in Frage zu stellen und zu diskreditieren, so werden natürlich nicht die Beweggründe dieser „Antijagd-Akteure“ benannt. Vermutlich gibt es keine rationalen eher finden sich nur ideologisch gesteuerte Antriebe, wobei auch viel Unkenntnis vorherrschen mag, um hier einen versöhnlichen Ansatz zu geben.
Als jüngstes Beispiel erlebt man es beim Thema „Trophäenjagd“ in Verbindung mit Auslandsjagd. Dies ist das erkorene Reizwort, um über weitreichende Emotionen eine breite Jagdgegnerschaft in der Öffentlichkeit zu erzeugen und benutzt dazu auch an den Haaren herbeigezogene Behauptungen, die hinlänglich bekannt sind.
Es wird hier aber verschwiegen, dass die Jagd auch in fast allen anderen Ländern nur nach strengen Regelungen unter Beachtung z. B. des international anerkannten Artenschutzes stattfinden kann. Die hier in die Länder fließenden Einnahmen aus der Jagd dienen der lokalen Bevölkerung und sorgen dafür, dass Menschen dort Einkommen erhalten, dass die Wilderei eingedämmt wird und dass die Regulierung der Tierbestände funktioniert.
Gerade durch diese reglementierte und organisierte Jagd haben sich gefährdete Tierarten nachweislich erholen können und wurden vor der Ausrottung dort bewahrt. Die Jagd ist dort nach wissenschaftlicher Meinung ein Teil der Lösung der globalen Biodiversitätskrise und leistet ggf. einen wichtigen Beitrag für die Erhaltung ganzer Ökosysteme.
Es mag natürlich werbewirksam sein, wenige fragwürdige, abnorme Einzelfälle aus der Vergangenheit immer wieder zu publizieren und damit ein ganzes System ins Wanken bringen zu wollen. Die Jägerschaft verurteilt ggf. derartige aus der Reihe fallende dubiose Vorgänge. Dies geschieht hier genauso wie sog. schwarze Schafe auch in jeder anderen Berufs- und Interessengruppe vorkommen können und jeweils mit den zur Verfügung stehenden Mittel ausgesondert werden sollten und müssen, um die eigene Glaubwürdigkeit und Akzeptanz zu erhalten.
Bleiben Sie gesund und munter.
Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident