Editorial: »Die Jäger in Berlin« 2/2020

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

die Meldungen wegen der Afrikanischen Schweinepest (ASP), des Wolfes, der Verabschiedung eines geänderten Naturschutzgesetzes durch den Bundesrat speziell bezüglich des Wolfes, des Waffengesetzes kürzlich, nicht zuletzt ausgelöst durch die EU-Gesetzgebung und die geplanten Änderungen des Bundesjagdgesetzes wechseln sich hinsichtlich der primären Schlagzeilen im jagdlichen Umfeld fast regelmäßig ab.

Es sind dann nicht immer bzw. selten positive Informationen z. B. über die Pläne der Politik zu den Gesetzen bzw. über neue, nun bereits im kleinen, zweistelligen Kilometerbereich näher der Deutschen Grenze festgestellte ASP-Funde und die damit einhergehende Angst der Einschleppung.

Das wiederum beflügelt manche gesetzgeberische Kreise, einzelne bisher fast in Granit gemeißelte jagdgesetzliche Bestimmungen zu ändern. Dann werden entweder unter Bezug auf die ASP oder wegen der sich beschleunigenden „pro“ Wald- und „wider“ Wilddiskussion die Jagdzeiten beträchtlich ausgeweitet bzw. auch technische Hilfsmittel „propagiert“ und dabei als die Heilsbringer und Problemlöser verkauft. Man hat ja politisch gehandelt, nun liegt er bei uns, also ggf. der „schwarze Peter“?

Betrachtet man die Verlängerung der Jagdzeiten auf Rehwild und weiteres wiederkäuendes Schalenwild muss bei Jagdzeiten z.B. schon im April gefragt werden, ob da nicht ggf. auf noch wintergeschwächtes Wild mit hohem Energiebedarf gejagt wird, das durch zusätzlichen Jagddruck vom Feld in den Wald gedrängt wird und sich dort gütlich tun muss. Das soll doch wohl gerade nicht sein, oder?

Unstreitig ist eine möglichst hohe Abschussquote des Schwarzwildes nötig und erwünscht, das wegen der außergewöhnlich guten Äsungsangebote durch unsere heutige „moderne“ Landwirtschaft sowie etliche recht milde Winter eine gewaltige Populationsdynamik entwickelt. Viel Mais, oft für die Biogaserzeugung, auf riesigen Flächen ohne Schneisen, Hecken und Raine – ein Eldorado für das Schwarzwild. Naja vom Niederwild, unseren heimischen Vögeln, den Insekten etc. wollen wir hier nicht reden.

Die enorm ansteigenden Abschusszahlen beim Schwarzwild, trotz oft schwieriger Jagdvoraussetzungen sprechen Bände. Wenn dann auch der Wildhandel dem Rechnung tragen würde und nicht mit provozierend niedrigen Preisen für das hochwertigste Fleisch, nämlich unser Wildbret, den Jäger abstrafen würde, hätten wir mehr Freude. Hier sehe ich bisher kein nötiges, breites Handeln der Politik.

Ist es in diesem ganzen Kontext der Weisheit letzter Schluss, nun durch die Technik „zusätzlich“ die Nachtjagd zu präferieren? Wird hiermit nicht das Wild noch mehr atypisch in die Nacht gedrängt, somit unsere übliche Jagdausübung eher erschwert und damit einher gehend auch die Wald-Wildschäden vermehrt?

Neben Tierschutzfragen könnten wir uns noch einige Fragen zur Jagdethik stellen. Wir gehen heute nicht mehr mit Vorderladern auf die Jagd sondern bedienen uns ausgereifter Waffen und Munition mit moderner Optik. Dies ermöglicht eine gewollt weidgerechte Jagd, wobei wir aber auch noch persönliche Fertigkeiten einbringen und das Wild so eine Chance behält.

Sollte es unser Ziel sein, immer die meist aus den militärischen Entwicklungen vorauseilende modernste Technik nutzen zu wollen? Um es mit dem Auto zu vergleichen – wollen wir etwa „autonomes Fahren“ also im übertragenen Sinne „autonomes Jagen“ haben? Gemäßigte Wege zu beschreiten, um die weidgerechte Jagd mit Hilfe angepasster Technik zu unterstützen, sollte unser Ziel bleiben, sonst laufen wir Gefahr, uns selbst bald ad absurdum zu führen. Manchen jagdfeindlichen Kreisen wäre das sehr willkommen.

 

Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident

 

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