Editorial: »Die Jäger in Berlin« 1/2025
Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,
sicherlich hat das Jahr 2024 anders geendet, als es vor 12 Monaten erwartet wurde, zumindest bezogen auf die politischen Ereignisse mit dem „Ampel-Aus“ und den Begleitumständen. Humorvoll könnte man sagen „Neues Spiel, neues Glück“, aber so einfach ist bzw. wird es bestimmt nicht.
Was bedeutet der nun vorgezogene Wahltermin für einen neuen Deutschen Bundestag für uns Jägerinnen und Jäger, abgesehen von den allgemeinen wirtschaftlichen Problemen in Deutschland?
Zunächst hilft ein Blick auf die Ereignisse und Entscheidungen der Regierung im vergangenen Jahr. Relativ frisch ist bekanntlich noch die Entscheidung auf EU-Ebene, dass der Schutzstatus des Wolfes auf der völkerrechtlichen Ebene von „streng geschützt“ auf „geschützt“ gesenkt wurde, wie es im Ständigen Ausschuss der Berner Konvention entschieden wurde. Jetzt kann dies in die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU (FFH-Richtlinie) einfließen. Eine neue Deutsche Regierung hat dies nun im hiesigen Bundesnaturschutzgesetz sowie dem Bundesjagdgesetz umzusetzen.
Bisher mussten wir feststellen, dass in Deutschland mit Wolfsbestandszahlen vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) agiert wird, die weit unter den Gegebenheiten zu liegen scheinen bzw. veraltet veröffentlicht werden. Dem Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Till Backhaus, platzte kürzlich bei einem Interview ob der Ermittlung der Wolfbestandszahlen sinnbildlich der Kragen. Er meinte, es streifen deutlich mehr Wölfe durch Mecklenburg-Vorpommern, als offiziell erfasst sind. In der Statistik sollen wohl nur die Wölfe auftauchen, von denen es auch einen genetischen Nachweis gibt, weil sie auf der Straße oder im Wald tot vorgefunden wurden bzw. die anlässlich Proben bei Rissen von Nutztieren festgestellt worden sind. Daher nimmt Backhaus an, dass statt der 19 gezählten Rudel mindestens 25 Rudel im Bundesland existieren. Das müsse auf den Prüfstand.
Wie recht er hat. Nun stellt sich die legitime Frage, ob es sich hier um ein „statistisches Versehen“ oder mehr, also ein willentliches Vorgehen des BfN handelt?
Wir erwarten von den künftig zuständigen Ministerien kluges und sachorientiertes Vorgehen. Es geht auch darum, anhand korrekt ermittelter Zahlen dann die u. a. seitens des DJV geforderten Regelungen für ein regional differenziertes Bestandsmanagement umsetzen zu können.
Stichwort Waffengesetz: Was mussten wir auch im letzten Jahr erleben, wenn mit illegalen Waffen missbräuchlich Straftaten begangen wurden, flugs der Ruf der Ministerin ertönte, es müsse das Waffengesetz verschärft werden. Wir als Jäger wie auch z. B. die Sportschützen sind Legalwaffenbesitzer, die bestens bei den vielen zuständigen Behörden registriert und permanent im Auge behalten werden. Aber quasi mit den letzten Gesetzesänderungen im Oktober, als es hier um Messerattacken als Auslöser ging, wurden in einer Waffenrechtsnovelle nochmals erweiterte Behördenabfragen etc. eingebaut, die u. a. die Jagdscheinbeantragungen verkomplizieren, ohne einen Beitrag für die Sicherheit in Deutschland - wie behauptet - zu erzielen.
Die Jägerschaft fordert eine grundlegende Überarbeitung des Waffengesetzes unter Einbeziehung der betroffenen Verbände. Die Kriminalitätsstatistik bei Straftaten muss künftig legale und illegale Waffen getrennt ausweisen.
Nicht nur für Berlin gilt es, für die gravierende Waschbär-Problematik Lösungen zu bieten. Über die immensen Schäden und die praktizierte Selbstjustiz der Bevölkerung nicht zu reden, ist definitiv keine Lösung. Wie lange schon wird hier nicht z. B. das Fallenfangverbot aufgehoben. Es würde manches erleichtern. Darüber hinaus könnten sich damit auch weitere Möglichkeiten spezieller Eindämmung in Verbindung mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz ergeben.
Die Tatsache, dass dem Waschbär, immerhin eine invasive Art, z. Z. in Berlin acht Monate Schonzeit pro Jahr gewährt werden, ist auch noch eine eigentümliche Besonderheit, die eine Änderung der Jagdzeit in Berlin erfordert.
Hoffentlich bringt eine neue Bundesregierung auch Vernünftiges für uns Jägerinnen und Jäger. Die 11 Kernforderungen des DJV für die Bundestagswahl sollen den Parteien Themenhilfe leisten.
Ihnen und Ihren Familien und Freunden wünsche ich alles Gute, bleiben Sie stets schön gesund. Sehen wir mit nötigem Optimismus in die Zukunft und erhoffen wir uns ein in allem erfolgreiches Jahr 2025.
Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident