Editorial: »Die Jäger in Berlin« 4/2024

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

 

 

man könnte meinen, uns "Grünröcken" fiele es leicht, uns mit allen anderen "Grünen" zu verbünden - denn immerhin teilen wir die Ziele des Natur- und Artenschutzes mit vielen der politischen und zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich ebenfalls dem Schutz von Tier, Natur und Umwelt verpflichtet haben. Aber weit gefehlt! Tatsächlich geraten wir immer häufiger in Konflikte: In Brandenburg hinterlässt uns der scheidende Landwirtschaftsminister Axel Vogel nach dem Scheitern seiner großen Jagdrechtsreform noch eine ärgerliche Durchführungsverordnung. In Rheinland-Pfalz hat Umweltministerin Katrin Eder die Jägerinnen und Jäger des Landes durch die Vermischung der Rechtskreise Jagd, Naturschutz und Wald sogar zum Ausstand gegen Reformpläne getrieben. Berliner Jägerinnen und Jäger, so könnte man meinen, hätten es da besser. Schließlich scheint die Senatsverwaltung aktuell Verbesserungen im Jagdrecht anzustreben, um pragmatische Lösungen für die Großstadt zu finden – etwa durch eine Erlaubnis der Fallenjagd auf Waschbären. Aber auch in Berlin scheint der „grüne“ Reflex noch sehr stark zu sein, uns "Grünröcken" das Leben möglichst schwer machen zu wollen: Ein Paradebeispiel dafür ist die fragwürdige Verwaltung unserer Jagdabgabe durch die Stiftung Naturschutz:

 

Es ist schon bemerkenswert, wie kreativ die Stiftung Naturschutz Berlin ein ums andere Jahr bei der Verwendung der Zahlungen der Berliner Jägerinnen und Jäger ist. Dass beispielsweise 150.000 € unseres Geldes an die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) für ein Projekt mit dem klangvollen Arbeitstitel "Wohnrauminitiative für den Fischotter" fließen, mag für Otterfreunde erfreulich klingen. Das seltene und zu schützende Tier soll in seiner Verbreitung und seinen Lebensräumen in Berlin untersucht werden. Ehrenwert! Doch wie eng ist der Bezug eines solchen Artenschutzprojektes zur Jagd? Fischotter werden von uns „Grünröcken“ weder bejagt, noch könnte man ihn in der Großstadt erfolgreich hegen. Zehntausende Euros in Projekte wie "Der Einfluss von Schwarzwild auf Trockenrasen" oder "Bogenjagd im Stadtgebiet" fließen zu lassen, erscheint ebenso fernliegend. Ein Bezug zu den unmittelbaren Bedürfnissen der Jäger in Berlin lassen solche Ausgaben in jedem Fall vermissen. Es scheint vielmehr, als sei es ein sportlicher Wettbewerb geworden, herauszufinden, wie weit man sich bei der Mittelvergabe von den eigentlichen Interessen der Jagd entfernen kann, bevor sich jemand darüber beschwert.

 

Man muss sich ernsthaft fragen, ob die rund 100.000 €, die wir Jäger jährlich an Abgaben an das Land zahlen, nicht besser in Projekte investiert wären, die direkt der Jagd, den Jägerinnen und Jägern und der Förderung unseres Beitrages zum Arten- und Naturschutz zugutekommen. Der vom LJV schon lange gewünschte Ausbau des Hauses der Jagd zu einem offenen "Zentrum für Jagd und Natur" als Lern- und Diskussionsort wäre sicherlich eine Investition, die den Bedürfnissen der Jagd in einer Metropole eher entsprechen würde. Stattdessen scheint die Stiftung unter der jetzigen Leitung eine Vorliebe dafür entwickelt zu haben, möglichst hohe Summen in Untersuchungen zu stecken, deren jagdlicher Bezug oder Nutzen für Berlin doch sehr „konstruiert“ wirkt. Für den LJV stellt sich daher zunehmend die Frage, ob die Stiftung mit diesen Vergaben vielleicht auch das Ziel verfolgt, den Jägern in Berlin Mittel zu entziehen, um nicht mehr Geld für eine echte Förderung der ungeliebten „Grünröcke“ einsetzen zu müssen? Dass der LJV bereits vor Jahren aus dem Stiftungsbeirat ausgeladen wurde, nährt diesen Verdacht natürlich.

 

Sollte sich der Eindruck einer Zweckentfremdung der Abgabe der Jäger verfestigen, wird der Ruf nach einer Abschaffung der Jagdabgabe sicherlich lauter werden. Zumal es ernstzunehmende Stimmen gibt, die die rechtliche Grundlage für fraglich ansehen. Ob es in Wahrheit das ist, was die Stiftung will? Man könnte es fast vermuten. Der Versuch, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um die Natur zu schützen und gleichzeitig die dafür nötige Jagdausübung zu fördern, wird durch zweifelhafte Mittelvergaben jedenfalls unterminiert. Als Vorstand des LJV wollen wir dennoch noch einmal versuchen, eine fairere und sinnvollere Verwendung der Jagdabgabe bei den Verantwortlichen einzufordern – eine, die überwiegend den Berliner Jägerinnen und Jägern zugutekommt.

 

 

 

 

Rechtsanwalt Jan Mönikes

Vizepräsident und Justitiar des LJV Berlin

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