Editorial: »Die Jäger in Berlin« 6/2023
Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,
vor wenigen Wochen konnte man in Berlin vernehmen, dass es Bestrebungen gibt, die sportlich erbrachten Leistungen der Schülerinnen und Schüler bei den allseits bekannten Bundesjugendspielen nicht mehr in Zentimeter und Sekunden zu erfassen. Dies würde laut der betreibenden Gruppierungen für alle, die nicht siegen, eine „Demütigung“ bedeuten. Auch die Änderung in ein System, das stattdessen die Einzelleistungen zu Punkten zusammenfasst, wird genauso abgelehnt.
Weitere Bemühungen in ähnlicher Richtung gehen dahin, in weitem Umfang Zensuren in der Schule abzuschaffen, Prüfungen zu minimieren und Versetzungen nicht mehr in Frage zu stellen. Diese beispielhaften Aktivitäten spiegeln m. E. ein nicht zu unterschätzendes Phänomen in der Entwicklung unserer Gesellschaft wider.
Ist es nicht etwas Positives, Leistungsanreize zu schaffen und darlegen zu können, wo man steht z. B. als Trainingsergebnis bei einer sportlichen Betätigung? Bisher haben bereits Kinder schon in jungem Alter spielerisch gern „Wettbewerb“ gesucht. Dazu gehört auch, Erkenntnis über den Stand des bisher Erlernten zu bekommen und ggf. Lücken aufzudecken. Wenn dem in der Vergangenheit nicht so gewesen wäre, würde sicherlich das Wirtschaftsleben im erreichten Maße nicht vorhanden sein.
Berauben wir bereits die Kinder um den Leistungswillen, der nötig ist und klarer Ansporn später für Beruf, Familie und Zusammenleben in der Gesellschaft usw. bedeutet? Nimmt man den Menschen damit nicht auch die Akzeptanz sowie Rücksichtnahme untereinander und die Anerkennung von Leistungen und damit von Erfolgen? Der Wunsch, etwas zu steigern, bessere Ergebnisse auch im Beruf zu erzielen, bringt voran und im Regelfall daraus resultierende Freude. Sicherlich finden sich zu allem im Leben Gegenbeispiele, die aber bei der Wertung immer im Kontext zur Gesamtheit stehen sollten.
Eines ist sicher, die umfangreiche Ausbildung im Rahmen der Jungjägerkurse zur Erlangung des Jagdscheines zielt natürlich weiterhin auf eine schriftliche sowie eine Schießprüfung unterschiedlicher Schießdisziplinen. Selbstverständlich werden schriftliche Prüfung und Schießergebnisse nach festen Kriterien ausgewertet und abschließend folgt bezüglich der Ermittlung der praktischen Kenntnisse noch eine mündliche Prüfung. Erst wer dieses Prozedere bestanden hat, kann natürlich einen Jagdschein beantragen.
Zur weidgerechten Jagdausübung gehört ggf. auch der Einsatz ausgebildeter Jagdhunde. Neben einer fach- und sachgerechten Ausbildung müssen unsere Hunde anschließend auch eine Prüfung ablegen, um ihre Fähigkeiten etc. zu beweisen. Der Umfang und die Art der Ausbildung sowie das Hunde-Prüfungswesen unterliegen immer wieder einem nuancierten Wandel, aber die Prüfungen als solches stehen außer Frage. Hierzu finden Sie ausführliche Informationen in diesem Heft.
Die Aktivitäten im Rahmen von Landesjagdgesetz-Änderungen in mehreren Bundesländern beschäftigen alle Kreise wie Jagd, Tier- und Naturschutz, Land-, Wald- und Forstwirtschaft etc. weiterhin und oft in unterschiedlicher Richtung. Leider sind die Fronten vielfach verhärtet und festgefahren, weil manche Argumente aus dem gesetzgeberischen Bereich trotz wiederlegender Erkenntnisse von Fachleuten nicht angepasst werden. So gehen mancherorts die nötigen Proteste weiter, um eine für alle Beteiligten annehmbare Lösung zu finden, die natürlich Klimaschutzzielen auch nicht entgegensteht. Es gibt leider noch keine vernünftige Annäherung, sondern die feststellbare Spaltung verringert sich eher nicht.
Immer brisanter wird außerdem das Thema Wolf und ohne ein Überdenken der bisherigen Haltung in Deutschland werden wegen der zunehmenden Probleme die Bürgerproteste in den betroffenen Regionen wegen der explodierenden Zunahme der Wolfsbestände hier nicht abnehmen. In mancher Stube der zuständigen Ministerien ist ein Umdenken und Reagieren auf Tatsachen von Nöten. Dies wäre auch empfehlenswert, bevor es zu nicht erwünschten Problemen zwischen Wolf und Mensch kommt, die bisher noch nicht passiert sind. Da hilft es auch nicht, mit veralteten Bestandszahlen zu agieren und so die Situation zu verniedlichen, sei es in Deutschland oder gegenüber der EU. Einige Mitgliedsstaaten sind da schon viel weiter.
Ihnen und Ihren Familien und Freunden alles Gute, bleiben Sie schön gesund und seien Sie optimistisch auch im Hinblick auf das nahende Jahr 2024.
Ihnen und Ihren Familien alles Gute und bleiben Sie gesund.
Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident