Editorial: »Die Jäger in Berlin« 3/2023

 

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

 

ist es vielleicht etwas besorgniserregend zu erfahren, dass Werke langjährig gefeierter sowie vielfach mit Preisen ausgezeichneter, anerkannter Autoren in jüngster Zeit teilweise in „Ungnade“ fallen und jetzt auf die Entfernung von Formulierungen in den Texten aus früheren Jahren gedrungen wird? Auch soll es beispielsweise bis hin zur Streichung von Autoren aus Listen der Schullektüre geführt haben, aber da meine ich jetzt nicht den bekannten Fall bezüglich des „Struwwelpeter“ und dessen „Verdammung“.

Über PC-Programme ist es natürlich heute kein Aufwand, z. B. in einem Buchtext schnell nach bestimmten Worten oder Formulieren zu suchen, die nach jüngster kritischer Auslegung für manche Bevölkerungskreise als anstößig, beleidigend o. ä. gewertet werden. Man weiß ja aus der „Kontrolle“ von Promotions-Arbeiten wegen der Übernahme von Texten ohne Literaturhinweis, wie leicht das am PC möglich ist, das zu eruieren. 

Wenn nun heute einzelne Worte aus ganz aktueller Interpretation und Sichtweise nicht mehr zu verwenden seien, und ggf. nur noch als Abkürzung anzuwenden seien wie z. B. das „N-Wort“ oder das „Z-Wort“, so sollen bemängelte Worte ersetzt oder diese Werke gar aussortiert werden, damit niemand daran noch Anstoß nehmen könnte. 

Selbst wenn der Autor als Zitate gekennzeichnete Textstellen verwendete, war die Empfindsamkeit der kritischen Personen nicht begrenzt. Sofern Verlage beim Nachdruck die Autorentexte ändern und „anpassen“, stellen sich m. E. viele Fragen. Was wird aus der Weltliteratur der letzten Jahrhunderte seit Buchdrucker Johannes Gutenberg, wird die Sprache zu Zeiten von Shakespeare, Schiller oder Goethes dann auch mit der Sprache des 21.Jahrhunderts neu aufgelegt? 

Spannend wäre natürlich, wie unsere Vorfahren die heute verwendeten Formulierungen und Worte unserer Sprache mit vielen freien Thematiken empfinden und aus ihrer damaligen Sicht betrachtend bewerten würden.

 

Aber dann wollen wir sorgsam auf unsere Jägersprache und deren ursprünglichen Erhalt achten. Die sich dort widerspiegelnde Ethik, die weidmännischen Ausdrucksformen etc. sind ein wichtiges Gut, das ebenso zu erhalten ist wie andere Besonderheiten aus vergangenen Zeiten. Daraus ergibt sich auch ein Spiegelbild der Lebensweise, Kultur und der Umgangsformen früherer Zeiten. Das sollte man nicht nur im jagdlichen Bereich schützen und höchst sorgsam erhalten. So mögen wir das auch unserem jagdlichen Nachwuchs vermitteln, um das Verständnis für die Jagdkultur und die damit verbundene Ethik zu vermitteln, was nicht als altmodischer Firlefanz abgetan werden darf.

 

Vor wenigen Tagen gab es eine Meldung bezüglich einer einzigartigen Falknerei-Bibliothek. Diese hatte ein Unternehmer, Beizjäger, Fachbuchautor und bibliophiler Baden-Württemberger über Jahrzehnte hinweg als wohl umfangreichste und hochkarätigste private Sammlung nach Idaho, USA, gegeben. Darin enthalten z. B. ein Beizbüchlein aus dem Jahre 1497 und weitere ca. 2.000 wertvolle, einzigartige Bände aus der ganzen Welt. Eine Begründung für die Verlagerung von hier in die USA fand sich nicht.

Gern weise ich hier auf den Artikel zu „100-Jahre-DFO“ in diesem Heft hin. 

 

Spannend werden wir die nächste Zeit bezüglich politischer Entwicklung auf Grund der Nachwahlen in Berlin betrachten. Welche Veränderungen ergeben sich ggf., wenn vielleicht neue Führungen in den Senatsverwaltungen eingesetzt werden. Nicht ändern werden sich die Probleme in unserem Bereich wie die mit Waschbären in der Stadt, mehr oder weniger wie immer mit Wildschweinen, um nur diese Beispiele zu benennen. Sind wir in Berlin gefeit vor der ASP, die immer näher an die Stadt herankommt? Unsere Empfehlungen bezüglich einer Neubewertung des noch immer existierenden Fallenjagdverbotes sowie dazu Änderung der Jagd- und Schonzeiten in Zusammenhang mit der Waschbär-Problematik sind hinlänglich bekannt. Hier sind wir weiterhin fachbezogen gesprächsbereit. 

 

Gern erinnere ich an dieser Stelle noch an unsere Jahreshauptversammlung am 11. Mai d. J. in der Villa Schützenhof. Die Tagesordnung finden Sie auf Seite 2 im Heft. So haben wir auch Gelegenheit, über die aktuellen Entwicklungen zu sprechen und natürlich einen allgemeinen Gedankenaustausch zu führen. Seien Sie herzlich eingeladen und der Vorstand sowie unsere Mitarbeiterinnen aus der Geschäftsstelle freuen sich über Ihr Erscheinen.

 

Ihnen und Ihren Familien alles Gute und bleiben Sie gesund.

 

Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident

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