Editorial: »Die Jäger in Berlin« 2/2023

 

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

die Menschen haben speziell in den letzten Jahrzehnten dank der technischen Möglichkeiten ein filigranes weltumspannendes Netzwerk geschaffen, das für nahezu alle Bereiche der Wirtschaft, Politik etc. in sekundenschnelle Informationen und Nachrichten übermitteln kann und entsprechend genutzt wird. Auf die sehr unterschiedlichen Auswirkungen hierdurch wie z. B. Börsenreaktionen u. a. soll hier nicht weiter eingegangen werden.

 

Die Natur hat seit Jahrtausenden das wohl älteste, größte und umfassendste Netzwerk geschaffen, das die Flora, Fauna und damit zusammenhängende Regelungsmechanismen selbständig steuert. So ist das Zusammenspiel vom kleinsten Einzeller bis hin zu den größten Tieren und Pflanzen aufeinander abgestimmt. Als Beispiele zur Verdeutlichung können hier das Pflanzenwachstum in Anpassung an die klimatischen Jahreszeiten, die alljährlichen Vogelzüge, Fortpflanzungszeiten in der Tierwelt bis hin zu unseren innerkörperlichen Abläufen genannt werden. Viele sehr kompliziertere Zusammenhänge sind noch gar nicht endgültig erforscht bzw. entschlüsselt.  

Die Menschheit hat speziell durch ihre enormen Zuwächse - die Weltbevölkerung stieg im Zeitraum von 1800 bis heute von 1 Mrd. auf aktuell 8 Milliarden an - immer stärker in das Naturnetzwerk eingegriffen. Man denke an die Erschließung von Lebensräumen sowie an die Erzeugung von Nahrungsmitteln durch Landwirtschaft und Viehzucht und auch an die Energieerzeugung. 

 

Nunmehr beschäftigen sich viele Menschen mit den Auswirkungen dieser Thematik. Hier stellt man fest, dass durchaus viele wissenschaftliche Forschungen die Probleme sowie Auswirkungen ermitteln und sich Lösungswege andeuten, aber die Umsetzung erweist sich als sehr schwierig. Die Interessenlage ist weltumspannend nicht einheitlich, ja nicht einmal innerhalb der einzelnen Länder konform. Hierzu kommt, dass nicht nur die Politik hier agiert, sondern daneben auch andere Interessengruppen wie bestimmte NGO´s (Nichtregierungsorganisationen, Interessenverbände), wobei sich bei näherer Betrachtung leider oft eher kommerzielle Ziele über den angegebenen Vorhaben herausstellen. Über Emotionen werden die Menschen gezielt beeinflusst und so steht z. B. auch die Jagd in diesem Spannungsfeld. Mit einer Vielzahl von Fehlinformationen oder Halbwahrheiten wird dagegen polemisiert und die nachweisbaren positiven naturschutzdienlichen Aktivitäten und Erfolge in Zusammenhang mit der Jagd negiert bzw. in Abrede gestellt. Das zeigt sich aktuell auch in Zusammenhang mit Afrika wie hier im Heft noch zu lesen ist.  

Außerdem werden mit Tierschutz- und Tierliebe-Argumenten vielfach Tiere in jeglicher Weise vermenschlicht und die unbedarften Mitmenschen fehlgeleitet. Wenn den Wildtieren dann auch noch eine andere Ernährung aufgezwungen werden soll, weicht das von jeglichem Verständnis des erwähnten Naturnetzwerks ab.

 

Aber auch in vermeintlich informierten Bereichen von Politik und Verwaltung zeigt sich ein problematischer Umgang mit der Natur und deren Gesetzen. So offenbart z. B. der seit Jahren schwelende Wald-Wild-Konflikt, dass mit eher ideologisch bestimmten Argumenten in diese oder jene Richtung agiert wird. Die Natur besteht nicht nur aus Wald oder nicht nur aus Wildtieren, das natürliche Gleichgewicht haben wir Menschen aus Eigeninteressen verschoben, aber nun dürfen diese Fehler nicht fortgeführt werden durch einseitige Kehrtwendungen. 

Auch beim Umgang mit dem Wolf erleben wir ein Dilemma. Ohne ein effektives Wolfsmanagement kann es nicht mehr lange gut gehen. In der EU reifen die richtigen Gedanken dazu und es ist zu hoffen, dass auch Deutschland wieder von einer Ablehnungspolitik zu einer progressiven, wissenschaftsbasierter Denkweise übergeht. Tierschutz und Naturschutz in allen Ehren, aber das muss auch richtig angewendet werden und auf die heutige Zeit transponiert werden. 

 

Abschließend möchte ich noch auf die geplanten Sozialwahlen speziell bei der SVLFG hinweisen und bitte alle Wahlberechtigten auch diese Möglichkeit aktiv zu nutzen. Nur so kann die Stimme der Jagd auch hier zu Gehör gebracht werden, was nötig ist.

Außerdem findet das größte Wildtiermonitoring der Jägerschaft im Frühjahr statt und sorgen Sie ggf. für die Erfassung in Ihren Revieren. 

Hinweise zu beiden Aktivitäten finden Sie z. B. hier im Heft auf Seite 16.

 

Ihnen und Ihren Familien alles Gute und bleiben Sie gesund. 

 

Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident

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