Jagdstatistik Raubwild und Paarhufer

Anpassungsfähige Fleischfresser weiter auf dem Vormarsch

Die Jagdstatistik für die eingewanderten Arten Waschbär und Marderhund zeigt sprunghafte Anstiege. Auch beim Dachs sind die Zuwächse zweistellig, wogegen die Fuchsstrecke nahezu konstant bleibt. Die Bejagung leistet einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz.

Der Deutsche Jagdverband (DJV) hat die aktuelle Jagdstatistik für Waschbär, Marderhund, Dachs und Fuchs veröffentlicht. Alle vier Arten gelten als anpassungsfähig und haben auf ihrem Speiseplan auch Jungvögel und Eier. Im Jagdjahr 2015/16 (1. April bis 31. März) haben Deutschlands Jäger 128.103 Waschbären erlegt. Im Vergleich zum Durchschnitt der vorangegangenen 5 Jahre sind das 64,4 Prozent mehr Tiere des aus Nordamerika stammenden Kleinbären. Ähnlich hoch fällt die Steigerungsrate beim ursprünglich in Nordostasien verbreiteten Marderhund aus: 27.842 Tiere wurden erlegt, das entspricht einem Plus von 51,7 Prozent. Vom heimischen Dachs erlegten Jäger 70.575 Tiere (plus 14,3 Prozent) und vom Fuchs 466.186 (minus 1 Prozent). Jäger leisten mit der Bejagung der anpassungsfähigen Fleischfresser einen erheblichen Beitrag zum Artenschutz in Deutschland. Die zweite Stellschraube ist der Erhalt und die Verbesserung von Lebensräumen.

Insbesondere den negativen Einfluss des Waschbären auf die Artenvielfalt betonen Experten. Folgerichtig hat die Europäische Union (EU) die Art 2016 in die Liste der invasiven, gebietsfremden Arten aufgenommen. Primäres Ziel: die Eindämmung. Die Monitoring-Daten der Jäger belegen: Der Waschbär hat sein Verbreitungsgebiet deutschlandweit in sieben Jahren nahezu verdoppelt und kommt fast in jedem zweiten Jagdrevier vor (46 Prozent). Die Bemühungen der EU werden jedoch an verschiedenen Stellen konterkariert. In Hessen etwa ist die Jagdzeit des Waschbären auf den Zeitraum vom 1. August bis zum 28. Februar reduziert worden. Und in Berlin ist die Fangjagd komplett verboten. Fallen sind jedoch enorm wichtig, um die nachtaktiven Prädatoren zu erbeuten. Ebenso kontraproduktiv ist ein Jagdverbot auf Schutzflächen – etwa in Feuchtgebieten. Dort hält sich der Waschbär besonders gern auf und sucht nach Fressbarem wie Vogeleiern, Nestlingen, Amphibien und Reptilien.

Es ist laut DJV nicht möglich, Waschbär oder Marderhund aus Deutschland wieder zu entfernen. Sie haben sich etabliert und werden Deutschland weiter erobern. Allerdings kann Jagd die Ausbreitung und den räuberischen Einfluss auf heimische Arten stark reduzieren. Die Eindämmung gebietsfremder Arten ist laut DJV eine Herkulesaufgabe. Sie erfordert gemeinsame Anstrengungen in staatlich und privat betreuten Flächen, besonders in Naturschutzgebieten. Jäger sind kompetente Ansprechpartner, wenn es um die Reduzierung räuberisch lebender Arten geht.

Jagdstatistik für Reh, Hirsch und Wildschwein rekordverdächtig

Laut Statistik haben Deutschlands Jäger im Vergleich zum Durchschnitt der vorangegangenen fünf Jahre mehr Damwild (plus 1,2 Prozent), mehr Rehwild (plus 3,6 Prozent) und mehr Rotwild erlegt (plus 8,6 Prozent).

Mit den steigenden Abschusszahlen leisten die Jäger einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft. Ohne Jagd würden die Populationen der Pflanzenfresser Rehwild, Damwild und Rotwild ungebremst anwachsen - mit verheerenden Folgen für Land- und Forstwirtschaft. Hauptgründe hierfür sind das dauerhaft milde Klima und das gute Nahrungsangebot im Wald und auf landwirtschaftlichen Flächen.

Am effektivsten nutzt das Wildschwein die optimalen Lebensbedingungen in Deutschland, was sich auch in der Jagdstatistik niederschlägt: Gegenüber dem Mittelwert der vorangegangen 5 Jahre ist die Zahl der erlegten Schwarzkittel um 16,2 Prozent angestiegen auf 610.631 Tiere. Das ist der dritthöchste Wert seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen in den 1930er Jahren. Ohne Jagd könnten Wildschweine ihren Bestand in Deutschland jährlich verdreifachen. Durch das gute Nahrungsangebot - allein die Mais- und Rapsfläche ist in 30 Jahren um das 26-fache angestiegen - erreichen sie die Geschlechtsreife bereits mit etwa 4 Monaten und können dann bis zu 8 Frischlinge großziehen. Bei Rehen und Hirschen tritt die Geschlechtsreife hingegen erst im zweiten Lebensjahr ein und sie gebären nur 1 bis 2 Junge.

Forscher der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben für eine aktuelle Studie Jagdstatistiken aus 150 Jahren für 69 Regionen aus 12 europäischen Ländern ausgewertet. Ihre Schlussfolgerung: Der Klimawandel beeinflusse die Populationsentwicklung direkt, indem die Flaschenhalsfunktion von kalten Wintern auf Überleben und Reproduktion bei Wildschweinen nahezu gänzlich fehle. Indirekt sorge der Klimawandel darüber hinaus für immer mehr Futter: Buchen produzierten immer häufiger große Mengen energiereicher Samen. Bucheckern aber auch Eicheln sind dann vom Herbst bis zum folgenden Frühjahr verfügbar. Wildschweine haben sich mittlerweile in ganz Deutschland verbreitet und werden aktuellen Daten zufolge selbst in den Bereichen der Nordseeküste und alpinen Gebieten erlegt. Europaweit ist das Wildschwein auf dem Vormarsch und besiedelt inzwischen sogar kältere Bergregionen in Österreich und in der Schweiz. Mit Dänemark und Schweden hat der anpassungsfähige Allesfresser auch Nordeuropa erobert.

Weiterführende Informationen:
http://www.jagdverband.de/node/6139
http://www.jagdverband.de/node/5663
http://www.jagdverband.de/node/403

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