Editorial: »Die Jäger in Berlin« 2/2017

Liebe Jägerinnen, liebe Jäger,

das aktuelle Jagdjahr neigt sich dem Ende entgegen. Wir überblicken die erzielten Erfolge und prüfen sie gegen die aufgestellten Planungen und Ziele, um daraus auch wieder Erkenntnisse für das nächste Jagdjahr zu gewinnen. Ganz vergessen wir dabei jetzt die aktive Jagd aber nicht, denn in den betreffenden Revieren wird uns beispielsweise das Schwarzwild noch einige Zeit abverlangen, wobei das bevorstehende Wetter tunlichst mitspielt, um Erfolg zu haben. Trotzdem bleiben hoffentlich auch noch genügend Gelegenheiten, die vorhandenen Jagdeinrichtungen im Revier gemeinsam mit den Jagdfreunden zu überprüfen und Beschädigungen oder Schwachstellen baldigst zu beseitigen oder ggf. neue Investitionen zu überdenken und zu planen. 

 

Sofern stärker befahrene Straßen durch das Revier gehen, haben wir leider oft auch Wildunfälle zu beklagen. In diesem Zusammenhang möchte ich auf das neu geschaffene Kataster für mehr Tierschutz aufmerksam machen. Hier wird auf Initiative des LJV Schleswig-Holstein und des DJV mithilfe eines digitalen „Tierfund-Katasters“ eine bundesweite Datenerhebung möglich gemacht, an der sich nicht nur wir Jäger sondern alle Bürger beteiligen können und auch sollen. Über eine App, die kostenlos verfügbar ist, lassen sich auf leichte Weise die Daten erfassen. So sind mit der Zeit die Unfallstatistiken sehr aussagefähig und weisen u. a. auf Konfliktstellen im Straßenverkehr hin, sofern ausgiebig erfasst wird. Wir selbst erlangen damit auch gute Informationsmöglichkeiten. Auf Seite 24 dieses Heftes finden Sie weitere Informationen zur Thematik. Nutzen Sie die App künftig selbst und machen Sie auch im Bekanntenkreis ordentlich Reklame dafür. 

 

Ein geflügeltes Wort im Zusammenhang mit der Stadt Berlin und den Wildtieren in der Stadt heißt „Ihr habt ja ganz viele Wildschweine!“. In der Tat gibt es hier unbestritten einen sehr hohen Bestand an Schwarzkitteln. Zumindest ist es insofern offensichtlich, wenn man berücksichtigt, wie oft wir mitten in der Stadt Rotten beobachten können. Natürlich lassen sich wegen umfänglich gebrochener Flächen in vielen Grünanlagen, an grünen Straßenrändern usw. und nicht nur in den privaten Gärten oder den Stadtwäldern Rückschlüsse auf eine hohe Zahl an Schwarzkitteln ziehen. Sie fühlen sich bei ihrem Tun auch in der Regel nicht mehr gestört, denn sie sind schon in mehrfacher Generation hier Stadtbewohner geworden. Das üppige Nahrungsangebot in den Gärten bzw. auch die vielfachen Fütterungsaktivitäten der Bevölkerung binden die klugen Tiere an die eroberte Gegend. Nach dem allgemeinen Wildtier-Motto „Wo es genügend und bequem Nahrung gibt, da brauche ich nicht zu weichen“ fühlen sich diese Rotten augenscheinlich sehr wohl. 

 

Aber dennoch führt das zahlreiche Leben dieser „ehemaligen“ Wildtiere jetzt in der Stadt gelegentlich zu Konflikten. So berichteten kürzlich die Berliner Zeitungen, dass eine Wildschwein-Rotte mehrere Menschen mitten am Tage angegriffen und verletzt hätte. Da musste dann laut der Meldung die Polizei eingreifen und die gab diverse Schüsse zum Töten eines Keilers ab, um zu verhindern, dass weitere Menschen verletzt würden. 

Das macht dann schon in unterschiedlichster Weise nachdenklich. Eine der vielen Fragen könnte da lauten, ob es sinnvoll ist, das gesetzlich verbotene Füttern ohne Rüge zuzulassen. Ist es denn sinnvoll für die „Wild“-Tiere, sie in die Stadt zu locken oder ist es das eher aus der Sicht der Menschen in der Stadt? Hierzu behaupten Spötter schon, es sei eine Form des Egoismus von Stadtmenschen, die Tiere aus der freien Natur in die Stadt zu locken. Haben es die Tiere hier nun besser mit dem vielen Stadtlärm sowie den zig anderen Stressfaktoren als im Umland zu leben? Sprechen wir hier immer von einer in jeder Weise gerechtfertigten und gelebten Tierliebe? 

Wir Menschen sollten nicht nur untereinander weniger egoistisch denken und handeln sondern vielleicht bietet es sich auch mal an, über diesen Rahmen hinweg eine interessante Diskussion über dieses Thema zu führen.

 

Weidmannsheil
Ihr Detlef Zacharias
Präsident

 

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